Chronik der Goethegesellschaft Eisenach

Unter der Schirmherrschaft des Großherzogs Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach gründete sich im Juni 1885 die ‚Goethe-Gesellschaft in Weimar‘ als wissenschaftlich-literarische Vereinigung.
Großherzogin Sophie, geb. Prinzessin von Oranien, beauftragte Wissenschaftler damit, Goethes hinterlassene Werke aufzuarbeiten und ließ sie in 144 Bänden drucken.
Diese ‚Sophien-Ausgabe‘ oder auch ‚Weimarer Ausgabe‘ gilt seit 1919 als maßgebliche Veröffentlichung der Werke, Tagebücher und Briefe des Dichters.

Auch andernorts fanden sich begeisterte Interessierte zusammen, die Goethes umfassendes Werk hoch schätzten, pflegten und verbreiteten, den Dichter auf verschiedenste Weise ehrten. Gedenkveranstaltungen fanden statt und Straßen erhielten seinen Namen, so auch in Eisenach.

1901 Als neue Wohnhäuser auf dem Berghang oberhalb der Tiefenbacher Allee entstanden, wurde dort eine Straße nach Goethe benannt.

1912 Zum 80. Todestag Goethes (22. März) erfolgte, trotz heftigen Einspruchs einiger angesehener Eisenacher, die Umbenennung der repräsentativen ‚Theaterstraße‘ in ‚Goethestraße‘.
Die bisherige Goethestraße im abgelegenen nördlichen Wohngebiet bekam den neuen Namen ‚In der Grafschaft‘.

1918 Nach dem Ende des I. Weltkriegs gründeten sich zunächst in Berlin und München, dann in Mülheim/Ruhr, Jena, Hamburg, Essen und Hannover die ersten Ortsvereinigungen der ‚Goethe-Gesellschaft in Weimar‘, die selbstständig und mit eigenen Programmen unabhängig von der Weimarer ‚Muttergesellschaft‘ agierten.

1932 Anlässlich von Goethes 100. Todestag wurde am Prinzenteich eine Linde gepflanzt. Hunderte Menschen hatten sich dazu eingefunden und hörten Ansprachen von Professor Greiner (Ernst- Abbe- Gymnasium) und Oberbürgermeister Janson. Die Kurrende sang, das Stadtorchester spielte das Largo von Händel, Melodien aus dem ‚Lohengrin‘ von Richard Wagner und aus dem ‚Freischütz‘ von Karl Maria von Weber.

1944 Ein Mitglied der Goethe-Gesellschaft in Weimar, Walter Pietsch aus Berlin, kam nach Eisenach und suchte hier Schutz vor Luftangriffen. (1)
Es gelang ihm, trotz des andauernden Krieges in Eisenach einige Literatur-Interessierte dafür zu gewinnen, mit ihm zusammen eine ‚Ortsgruppe‘ der Goethe-Gesellschaft zu gründen.

1946 Die ‚Ortsgruppe‘ zerfiel, als Walter Pietsch nach Berlin zurück ging.

1948 Friedewald Berg, Schauspieler am Landestheater, begann eine Vortragsreihe ‚Stunden lebendiger Dichtung‘, in der er dann jahrelang aus klassischer Dichterliteratur rezitierte.
1949 Friedewald Berg begründete mit der Rezitation von Szenen aus ‚Faust‘ am Ostermontag im Hof des ehemaligen Dominikanerklosters (heute Martin-Luther-Gymnasium)
vor zahlreichem Publikum die Tradition der österlichen ‚Faust-Matinee‘, die bald zum festen Bestandteil des Kulturlebens der Stadt wurde.

1950 Die frühere ‚Charlottenschule‘ am Pfarrberg erhielt den Namen ‚Goethe-Schule‘

1972 Das klassizistische ‚Bechtolsheimsche Palais‘ am Jakobsplan ist die bedeutendste
Eisenacher Goethe-Gedenkstätte. Die Planung eines neuen Wohngebiets sah vor, direkt an das Palais einen modernen Wohnblock anzubauen. Dagegen protestierten Eisenacher Goethefreunde erfolgreich und bei der Bauausführung wurde ein vertretbarer Abstand eingehalten.
Im 18./19. Jahrhundert befand sich ein großer Gemüsegarten hinter dem Palais. Nach erfolgter
Umgestaltung in eine Rasenfläche erhielt diese in Erinnerung an Goethes häufige Besuche im Hause des Kanzlers Ludwig von Bechtolsheim den Namen ‚Goethegarten‘.

1974 Am 225. Goethe-Geburtstag (28. August) organisierte und gestaltete Friedewald Berg eine literarisch-musikalische Feierstunde, womit die Tradition der jährlichen ‚Goethe–Geburtstagsfeiern‘ in Eisenach begann.

1978 Mit 10 Goethe-Interessierten gründete Friedewald Berg am 21. September die ‚Ortsvereinigung Eisenach der Goethe-Gesellschaft in Weimar im Kulturbund der DDR‘. (2)
Bei den monatlichen Zusammenkünften im Klubhaus ‚Friedrich Wolf‘ sprach und rezitierte Friedewald Berg überwiegend selbst. Auswärtige Referenten gewann er für Vorträge, deren Thematik auf Goethe, seine Werke und seine Zeit gerichtet war.

1979 Ein nachhaltiges Erlebnis war im März die Darbietung ‚Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe‘ von Peter Hacks durch die Schauspielerin Renate Bahn auf der Studiobühne des Landestheaters.
Zum 230. Geburtstag Goethes rezitierte Friedewald Berg aus ‚Torquato Tasso‘.

1980 Im ‚Goethe Jahrbuch 1980‘der ‚Goethe-Gesellschaft in Weimar‘ erschien der erste Tätigkeitsbericht der neuen Eisenacher Ortsvereinigung. (3)

1982 In diesem Goethe-Gedenkjahr wurde zur Vorbereitung von Veranstaltungen ein Komitee gegründet, in dem Friedewald Berg maßgebend mitwirkte. Höhepunkt der Ehrung zu Goethes 150. Todestag am 22. März war die Veranstaltung im Landestheater ‚Die Jugend ehrt Goethe‘ mit der Uraufführung einer Kantate des Eisenacher Musiklehreres und Komponisten Wilhelm Lutter ‚Mensch und Natur‘ nach Texten von Goethe, mit Rezitationen von Schülerinnen und Schülern der Ernst-Abbe-Oberschule und mit einem Vortrag von Prof. Dr. Heinrich Arnold aus Ilmenau ‚Goethes Engagement für die Wissenschaft‘.
Ein weiteres herausragendes Ereignis war das Wartburgkonzert ‚Goethe im Lied‘ mit Peter Schreier am 2. Oktober.
Die Stadt gab eine Goethe-Gedenkmünze heraus und die Stadt- und Kreisbibliothek zeigte eine Goethe-Ausstellung.
1985 In den achtziger Jahren bot der 1983 restaurierte Rokokosaal im Stadtschloss den festlichen Rahmen für die Veranstaltungen der Goethe-Gesellschaft.
Im ‚Kinoklub Titania‘ (Georgenstraße) erlebten Goethefreunde und andere Interessierte die Uraufführung von fünf Kurzfilmen über Goethe: ‚Wolfgang‘, ‚Da kommen sie und fragen‘, ‚Neun Tage aus Goethes Leben‘, ‚Goethe heute‘ und ‚Italienische Reise‘.

1988 Unter dem Druck der 1985 einsetzenden sowjetischen Reformpolitik veränderte sich allmählich in der DDR die bisherige restriktive Haltung zu innerdeutschen Kontakten.
Auf einer Fahrt nach Weimar unterbrachen Hamburger Goethefreunde die Reise und trafen sich mit Eisenacher Goethefreunden, wobei die Vorsitzenden beider Ortsvereinigungen, Friedewald Berg und Gerhard Nöthlich, Kontakte vereinbarten.

Am 22. Oktober hatte unter der Intendanz von Michael Grosse ‚Faust I.‘ im Thüringer Landestheater Premiere. Flugblätter mit einer geballten Faust und einem Zitat von Gorbatschow flatterten auf das Publikum, womit doppeldeutig die zunehmenden Proteste gegen die SED – Politik unterstützt wurden.

1989 Eine Reisegruppe der Hamburger Goethe-Gesellschaft besuchte Ilmenau. Auf der Rückfahrt trafen sich am 3. September Hamburger und Eisenacher Goethefreunde wiederum im Klubhaus ‚Friedrich Wolf‘. Bei Kaffee und Kuchen wurde über historische Zusammenhänge zwischen Weimar, Goethe und Hamburg sowie über die Situation in beiden Ortsvereinigungen gesprochen.

Am 9. November führte die ‚friedliche Revolution‘ zur überraschenden und freudig begrüßten Grenzöffnung zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland.

1990 Aus Gesundheits- und Altersgründen trat Friedewald Berg am 27. März als Vorsitzender der Ortsvereinigung zurück und schlug Volkmar Schumann als Nachfolger vor. Dem stimmten die Mitglieder zu.
Auf der ersten gesamtdeutschen Jahrestagung der Vorsitzenden der Ortsvereinigungen am
24. Mai in Düsseldorf übernahm die Ortsvereinigung Hamburg spontan die Patenschaft für Eisenach.
Im Oktober wurden die Eisenacher Goethefreunde nach Hamburg eingeladen. Vierzehn Eisenacher reisten am 10. 10. mit der Bahn dort hin, wurden warmherzig aufgenommen und verbrachten vier erlebnisreiche Tage in der Hansestadt.

1991 Seit 1950 rezitierte Friedewald Berg jedes Jahr zu Ostern im Rokokosaal des Stadtschlosses Monologe und Dialoge aus beiden Teilen des ‚Faust‘. Ab 1991 führten die Eisenacher Schauspieler Herbert Oranien und Hans-Günter Schmidt diese Tradition fort.
Auf der Goethe-Gedenktafel am ‚Bechtolsheimschen Palais‘ mussten die falschen Jahresangaben der Besuche des Dichters, Geheimrats und Ministers bei der Familie von Bechtolsheim korrigiert werden.

1992 Da der Rokokosaal nicht mehr genutzt werden konnte, fand die Faust-Matinee zu Ostern im Empiresaal des Hauses Karlstraße 3 statt, in dem Goethe mehrmals die Familie des Kaufmanns, Fabrikanten und Bankiers Johann Lorenz Streiber besucht hatte.
Nach Auflösung des Kulturbunds der DDR bemühte sich der neue Vorsitzende um das weitere Bestehen der Ortsvereinigung in Eisenach und wurde dabei von der Hamburger Ortsvereinigung durch Entsendung von Referenten sowie beim Formulieren einer erforderlichen rechtssicheren Satzung tatkräftig unterstützt.
Am 16. Mai gründete sich mit 28 bisherigen und einigen neuen Mitgliedern die ‚Goethe-Gesellschaft Eisenach‘ als ‚eingetragener Verein‘.

Am 25. Oktober starb nach kurzem Krankenlager der verdienstvolle Gründer und langjährige Vorsitzende Friedewald Berg im Alter von 80 Jahren.

1993 Die erste Auslandsexkursion der Goethe-Gesellschaft Eisenach führte in das Elsass, wo die Goethestätten in Straßburg und Sesenheim besucht wurden.
Zum 15. Jahrestag des Bestehens der Ortsvereinigung rezitierten Schüler des Ernst-Abbe-Gymnasiums, musikalisch begleitet von Schülern der Johann Sebastian Bach – Musikschule.

1994 Achtzehn Schüler der 6. Staatl. Regelschule (Goetheschule) stellten im Rahmen eines Projekts einen Videofilm ‚Goethe in Eisenach‘ her.

Anfang September hielt der ‚Familienverband der Freiherrn von Mauchenheim gen. Bechtolsheim‘ im Palais am Jakobsplan seinen 18. Familientag ab. Dabei sprach Volkmar Schumann über ‚Goethe und Julie von Bechtolsheim‘.
Die Frau des Kanzlers war mit Goethe und Wieland befreundet, hatte dichterische Ambitionen, war Wohltäterin für Arme und Bedürftige und eine hoch geschätzte Persönlichkeit in Eisenach und darüber hinaus im gesamten Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.

1996 Im Januar beteiligten sich Schülerinnen und Schüler des Ernst-Abbe-Gymnasiums an der thematischen Stadtführung ‚Auf Goethes Spuren in Eisenach‘.
Eine Reisegruppe der Goethe-Gesellschaft Eisenach besuchte erneut Hamburg, wobei Herbert Oranien vor den dortigen Goethefreunden aus den ‚Römischen Elegien‘ rezitierte.
Eine Exkursion führte nach Jagsthausen zur Aufführung des ‚Götz von Berlichingen‘.

1997 Im April war eine neuntägige Exkursion ‚Auf Goethes Spuren in Italien‘ an den Golf von Neapel mit Besteigung des Vesuvs, Besuch von Pompeji, Paestum und Capri ein eindrucksvolles Erlebnis für alle Teilnehmer.

Zur Erinnerung an den Landschaftsmaler Friedrich Preller (4) wurde am früheren Standort seines Geburtshauses in der Karlstraße am 25. April von der Goethe-Gesellschaft Eisenach eine Gedenktafel mit Prellers Goethe-Zeichnung enthüllt.

Am 7. Juni wurde des 150. Todestags der Freifrau Julie von Bechtolsheims gedacht.
Gymnasiasten des Martin-Luther-Gymnasiums rezitierten und Schüler der Johann Sebastian Bach – Musikschule begleiteten musikalisch.
Auf Betreiben der Goethe-Gesellschaft konnte der aufgefundene Grabstein mit finanzieller Unterstützung des Landesamts für Denkmalpflege und weiterer Sponsoren renoviert und auf dem Alten Friedhof wieder aufgestellt werden.
Am 24. September fanden sich erstmals 9 Goethefreundinnen in einem ‚Lesekreis‘ zusammen.

1998 Vom 21.bis 24. Mai fand die Jahrestagung der deutschen Ortsvereinigungen mit 113 Teilnehmern im ‚Thüringer Hof’ statt. Frau Ute Lieske, Dezernentin für Soziales und Kultur, vertrat den Oberbürgermeister und begrüßte die Teilnehmer. Beraten wurde über Methoden zur Mitgliedergewinnung, zur Finanzierung der Ortsvereinigungen und zur Einbeziehung von Jugendlichen. Den Abschluss der Tagung bildeten der gemeinsame Besuch des 271. Wartburgkonzerts des Deutschlandsenders mit ‚Musik in Goethes Haus‘, dargeboten vom ‚Concilium musicum Wien‘, sowie ein anschließender Empfang im Wappensaal des Wartburghotels.

Nach Abschluss einer umfangreichen Renovierung konnte aus Anlass der Jahrestagung das Teezimmer im Gartenhaus des Karthausgartens mit den wertvollen Tapeten von ‚Amor und Psyche‘ wieder eröffnet werden und die Goethe-Gesellschaft erhielt von der Stadt den dahinter liegenden kleinen Raum zur Nutzung als ‚Bibliothek‘.

Seit 1994 bereitete es große Mühe, einen geeigneten Raum für die Veranstaltungen der Goethe-Gesellschaft zu finden. Die Faust-Matinee fand zunächst zweimal im Saal des früheren Hotels ‚Rautenkranz‘ statt, und danach, wie auch die monatlichen Vorträge, in der Aula des Luther-Gymnasiums. Dort beendeten Herbert Oranien und Hans-Günter Schmidt am 13. April 1998 ihre achtjährige gemeinsame Gestaltung der Faust-Matinee. Mit der Ernennung zu Ehrenmitgliedern wurde ihnen gedankt.
Exkursion in die böhmischen Bäder mit zwei Reisebussen.

1999 Zum 250. Goethe-Geburtstag ließ die Goethe-Gesellschaft eine Gedenktafel anfertigen, die am 28. August am Haus Karlstraße 3 enthüllt wurde. Sie erinnert an die Besuche Goethes in der Familie des Fabrikanten und Bankiers Johann Lorenz Streiber.
Am gleichen Tag veranstaltete die Goethe-Gesellschaft ein Gartenfest im Karthausgarten.

Im Gedenkjahr 1999 gestalteten die Goethe-Gesellschaft Eisenach und der Eisenacher Geschichtsverein im Foyer der Sparkasse eine Ausstellung mit Fotos und Zeichnungen
solcher Gebäude, Orte und Gegenden, die Goethe während seiner Aufenthalte in Eisenach und Umgebung aufgesucht hatte.
Exkursion nach Sedan, Valmy, Reims, Chalons-sur-Marne, Trier.

2000 An der Jahrestagung der Vorsitzenden in Berlin am 28.4. nahm der stellvertretende Vorsitzende Gerhard Lorenz teil.

2001 Anlässlich der Eröffnung des Cafès im Stiftsgut Wilhelmglücksbrunn bei Creuzburg übergab die Goethe-Gesellschaft zur Erinnerung an Goethes Besuche in der dortigen Saline vier gerahmte Bilder: Ein Goethe-Porträt von Angelika Kaufmann, die Goethe-Zeichnung der Creuzburger Kirchenruine, zwei Zeichnungen der Stadt mit Burg sowie der historischen Werrabrücke mit der Liboriuskapelle.

Vom 10. – 12. März besuchten 8 Goethefreunde in Berlin die 22stündige Aufführung Faust I und II in der Inszenierung von Peter Stein mit Bruno Ganz in der Hauptrolle.
Zum Goethe-Geburtstag gab es wiederum ein Gartenfest im Karthausgarten.

2003 Am 21. Juli wurde musikalisch-literarisch des 250. Geburtstags der Julie von Bechtolsheim im Stucksaal des ‚Bechtolsheimschen Palais‘ gedacht. Hubert Freiherr von Bechtolsheim stellte dabei die Biografie ‚Julie von Bechtolsheim‘ von Dr. Eva Schmidt vor.

2004 Zur Tagung der ‚Fritz-Reuter-Gesellschaft‘ im ‚Thüringer Hof‘ sprach der Vorsitzende über ‚Goethe in Eisenach‘. Der 255. Geburtstag Goethes konnte mit einem Liedprogramm des Eisenacher Schubertchors im Jugendstilsaal des früheren ‚Kurhauses‘ in der Kurstraße gefeiert werden.

2005 Am 22. Januar wurde Dr. Barbara Schwarz zur neuen Vorsitzenden gewählt.

Anmerkungen

(1) Der pensionierte Regierungsrat Pietsch wurde von Tochter Karin und Schwiegersohn Erich Hertzsch aufgenommen. Hertzsch war als Nachfolger von Emil Fuchs seit 1931 Pfarrer in der Eisenacher Weststadt, einem Arbeiterwohngebiet, und lebte mit Frau und fünf Söhnen im Pfarrhaus ‚Am Ehrensteig‘. Erich Hertzsch war Mitglied der SPD und gehörte seit 1927 bis zu dessen Verbot dem ‚Bund religiöser Sozialisten in Deutschland‘ an. Er befand sich somit nach 1933 in Gegnerschaft zu den ‚Deutschen Christen‘. In der Familie wurde musiziert und klassische Literatur vermittelt.
Mit Hilfe des Schwiegersohns und zweier Enkel (der damals Vierzehnjährige und spätere Theologe Prof. Dr. Klaus-Peter Hertzsch verteilte Einladungen im bürgerlichen Südviertel, sein älterer Bruder sang Goethelieder nach Schubert) gelang es Walter Pietsch, Vortragsabende im Pfarrhaus zu organisieren. Davon sind folgende Themen überliefert: Erziehungsgrundsätze in Wilhelm Meisters Wanderjahren; Goethes Freundschaft mit Schiller; Über den Westöstlichen Divan; Goethe und Hölderlin; Die Bekenntnisse einer schönen Seele in ihrer Bedeutung für Goethes religiöse Jugendentwicklung; Über reine Menschlichkeit; Goethes Stellung zum Christentum; Polarität und Steigerung als Goethes Weltanschauung; Schuld und Sühne bei Goethe; Goethes Naturwissenschaft; Goethe und Dante.

(2) Der ‚Kulturbund der DDR‘ war die von der SED gelenkte Dachorganisation für alle auf kulturellem Gebiet tätigen Interessen- und Arbeitsgemeinschaften.

(3) Die seit 1978 durchgeführten Veranstaltungen wurden im einzelnen nicht in die Chronik aufgenommen, um deren Umfang zu beschränken. In den Jahrbüchern der Goethe-Gesellschaft in Weimar sind alle Veranstaltungen ,Vortragsthemen, Referenten, Reisen und Tagesfahrten in Kurzfassung nachlesbar. 1980 erschien im Band 97 erstmals der Tätigkeitsbericht aus Eisenach mit den Themen des Jahres 1979.
Die Vortragsthemen wurden stets in der Absicht gewählt, ein breites Publikum zu erreichen. Sie betrafen (und betreffen noch) Goethes Werke, seine Universalität, sein Leben, seine Zeitgenossen, das ‚goldene‘ und ‚silberne‘ Zeitalter Weimars sowie weitere bedeutende Dichter und Schriftsteller bis in die jüngere Vergangenheit.
(4) Friedrich Preller, 1804 in Eisenach geboren, entwickelte sich nach künstlerischer Ausbildung zum Landschaftsmaler und lebte in Weimar. Auf Rügen, in Norwegen und in Italien fand er seine Motive. Der kranke Goethe-Sohn August ist 1830 in Rom in seinen Armen verstorben und Preller durfte 1832 als einziger Goethe auf dem Totenbett zeichnen.
Berühmt wurde Preller durch seinen Odyssee-Zyklus im Neuen Museum in Weimar.

Volkmar Schumann, 03.03.2019
Die Chronik wird fortgesetzt.

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